Ausbildungszeit ist kostbar – die Mitglieder der Einsatzabteilung opfern ihre Freizeit um etwas zu lernen. Deshalb muss diese Zeit sinnvoll genutzt werden – jeder Auszubildende sollte am Ende einer Ausbildung das Ausbildungsziel erreichen und etwas mitnehmen. Ausbildungszeit im Spätherbst draußen bei erträglichen Temperaturen und trockener Witterung ist noch kostbarer. Zu schade, um im Unterrichtsraum herum zu sitzen. Ausbildung bei der Feuerwehr ist auch in erster Linie praktische Ausbildung. In größeren Ausbildungsgruppen besteht zudem die immer die Gefahr, dass zu wenig „passiert“ und einige in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht genug lernen und üben können. Bei der heutigen Ausbildung haben wir einmal den Versuch unternommen praktischen Dienst und theoretischen Unterweisung zu kombinieren. Wir fuhren mit allen Fahrzeugen zu einem Kanal, um dort die Wasserentnahme aus offenem Gewässer zu üben – natürlich nicht das Standardprogramm.
Das hatten wir schon am 09.11. gemacht, heute sollte unser Osterohr mal zum Einsatz kommen.
Das „Osterohr“ ist ein selbstgefertigtes ca. 5 Meter langes Kunststoffrohr mit einer A-Storz-Kupplung auf der einen Seite. Es dient, wie der Name schon sagt, zur Wasserentnahme aus der Oste, die einen Tidenhub von beinahe 2 Metern aufweist. Entsprechend ist das Wasser auch mal direkt am Ufer und dann wieder weiter weg – zu weit um mit den genormten vier Sauglängen Wasser fördern zu können. Mit dem Osterohr überbrücken wir dann die fehlenden Meter, zudem kann das Rohr besser über die Schlickfläche bewegt werden.
Die Wasserversorgung aus offenen Gewässern (Oste, Entwässerungsgräben und -kanäle) und die Wasserförderung über lange Wegstrecke spielt bei uns eine große Rolle.
Aber auch an einem Kanal oder Entwässerungsgraben kommt man nicht immer mit vier Sauglängen ans Wasser. Die Aufgabenstellung war denkbar einfach: Wasserentnahme aus dem Kanal. Etwas erschwerend kam Dunkelheit hinzu, so dass die Grundtätigkeiten einfach „sitzen“ mussten. Nach dem in Stellung bringen der PFPN 10-1000 (TS 8/8) wurde das Osterohr mit den Saugschläuchen zusammengekuppelt und zu Wasser gebracht. Schnell merkten wir, dass wegen des niedrigen Wasserstandes Laubreste und Schlamm angesaugt wurden, die sogar den Saugschutzkorb passierten.
Das Unterdruck/Überdruckmanometer, der angezeigte Unterdruck von knapp 0,9 Bar und die spärliche Wasserförderung verrieten dem Maschinisten sehr schnell, dass hier was nicht stimmen konnte. Die Saugöffnung muss verstopft, verlegt sein – das Rohr kommt auf den Grund. Was tun? Einen Auftriebskörper hatten wir nicht dabei, aber irgendwie musste Öffnung des Rohrs vom Kanalgrund weg. Die Lösung brachte eine Feuerwehrleine. Mastwurf an das Rohr und den Leinenbeutel auf die andere Seite des Kanals geworfen. Dort bauten wir dann einen Leinenzug an einem Verkehrsschild auf, um das Rohr vom Grund zu heben. Der Maschinist hatte inzwischen das Schutzsieb der Pumpe wieder gesäubert. „Wasser marsch“, ansaugen – klappt. Rund 900 Liter Wasser förderten wir jetzt aus dem Kanal.
Eine normale Ausbildung? Nein eher eine praktische Übung mit einer selbst gestellten Aufgabe und hohem Lerneffekt. Das Osterohr eignet sich auch als „Kanalrohr“ und wir werden unter ähnlichen Bedingungen gleich vor dem zu Wasser bringen der Saugleitung eine Feuerwehrleine einsetzen, um die Ansaugöffnung manipulieren zu können.
Moment mal – was war denn mit der Unterweisung der Atemschutzgeräteträger. Hier machte sich unser MTW/ELW mit seinem erweiterten Ausbau wieder einmal nützlich. Unser Atemschutzbeauftragter hatte eine Präsentation vorbereitet, die er parallel mit den Atemschutzgeräteträgern auf dem Notebook im Fahrzeug abarbeitete. Dabei ging es auch noch einmal mal um wesentliche einsatztaktische Grundlagen und Tipps.
Ja, und quasi nebenbei übten wir
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das Beherrschen der Maschinistentätigkeiten unter erschwerten (realen) Bedingung: unzugängliche Wasserentnahmestelle, Dunkelheit, Schmutzwasser mit Verunreinigungen, die die Pumpe verstopfen.
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das Einspeisen mit der TS in die Fahrzeugpumpe zur Druckerhöhung. Unser zweiter Verteiler diente dabei als Absperrorgan am Ende der Förderstrecke zum Fahrzeug, damit das Fahrzeug auch in dieser Lage beweglich bleibt und bei Bedarf schnell verlegt werden kann.
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„Fahrzeug- und Geräteausbildung – Ausleuchten der Einsatzstelle“ 😉
Das Ganze war auch ein Schnupperdienst für ein Jugendfeuerwehrmitglied, das bald in die Einsatzabteilung wechseln wird.
Alles in allem sicher kein schulmäßiges Ausbildungskonzept aber ein Weg, um die immer wertvoller werdende Zeit effektiv und sinnvoll zu nutzen. „Unterm Strich“ gut zwei höchst interessante und lehrreiche Stunden – so macht Feuerwehr richtig Spaß. Das klappte nur deshalb weil die anwesenden Führungskräfte und Funktionsträger Hand in Hand arbeiteten und so „Ausbildungsabschnitte“ gebildet werden konnten.
Als Fazit der Ausbildung werden wir
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einen geeigneten Auftriebskörper auf dem LF verlasten,
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die Leine an den Saugrohren in die Ausbildung einfließen lassen.
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die Grundtätigkeiten beim Absetzen unserer PFPN fest in der Standortausbildung für alle Angehörigen der Einsatzabteilung verankern.
19-11-2013