Baukunde 08012014

Brennversuche zum Ausbildungsthema Baukunde haben bei uns schon beinahe Tradition. Letzten Endes geht es darum, das Brandverhalten moderner Baustoffe einmal selbst zu sehen, um daraus wichtige Kenntnisse für unsere Einsätze zu bekommen. Bei jedem dieser Dienste gibt es Aha-Erlebnnisse.

BeflammenDieses Mal haben wir uns mit einem uns eigentlich unbekannten Baustoff auseinandergesetzt. Es ging um Polystyrol-Hartschaumstoff-Elemente – Schalungselemente – , die wie große Legosteine aufeinandergesetzt werden.

Polystyrol (Kurzzeichen PS, andere Namen: Polystyren, IUPAC-Name: Poly(1-phenylethan-1,2-diyl)) ist ein transparenter, geschäumt weißer, amorpher oder teilkristalliner Thermoplast. Amorphes Polystyrol ist ein weit verbreiteter Kunststoff, der in vielen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz kommt.
Polystyrol wird entweder als thermoplastisch verarbeitbarer Werkstoff oder als Schaumstoff (expandiertes Polystyrol – EPS) eingesetzt. Bekannte Handelsnamen für Polystyrolschaumstoff sind Styropor, Styrodur (Deutschland), Austrotherm (Österreich), Sagex (Schweiz), Hungarocell (Ungarn), Floormate, Jackodur, Lustron, Roofmate, Styrofoam (USA), Telgopor (spanischsprachige Länder) und Frigolit (BASF).
(alle Namen sind eingetragenen Handelsnamen und Markennamen der jeweiligen Unternehmen.)

Die so entstandene „Wände“ werden dann mit Beton verfüllt und an der Aussenseite werden Verblender angebracht. Äusserlich nicht von einem massiven Mauerwerk zu unterscheiden. Die verblendeten oder verputzten Flächen halten der intensiven Beflammung problemlos stand.

Beflammen2Aufgeschreckt von Berichten über Wärmedämmverbundsysteme mit vorgehängter Kunststoffisolierung haben wir dann einen Brandfall simuliert der ähnlich auch schon in der Vergangeneheit vorgekommen ist und für ziemlich viel Aufregung sorgte. Ein Feuer – als Stützfeuer – greift von unten an der Fassade an. Das kann ein brennender Abfallhaufen oder aber ein Müllcontainer sein, aber auch ein brenndes Zimmer nachdem das Fenster des Brandraums aufgrund der großen Hitze zersprungen ist und Flammen aus dem Fenster schlagen.

Hier findet sich oft eine Schwachstelle an der das Feuer Kontakt zum Kunststoff bekommen kann. Als wir diesen Bereich gezielt beflammen, brennt der Kunststoff blitzartig ab und das Feuer breitete sich im Hohlraum aus. Gleichzeitig tropft der Kunststoff brennend ab.

Wir wissen, normalerweise sind diese Hohlräume mit Beton verfüllt aber einige Kameraden berichteten glaubhaft ähnliches Material auf Baustellen gesehen zu haben bei denen die Hohlräume für Instrallatione genutzt worden sind. Diese offenen Bereiche würden schnell zur Brandausbreutung beitragen.

Die meisten der eingesetzten Kunststoffe sind selbstlöschend – das heißt sie brennen normalerweise nicht von allein weiter – doch sobald sie beflammt werden brennen sie mit hoher Intensität unter extremer Rauchentwicklung ab.

Nicht umsonst geraten Wärmedämmverbundsysteme zunehmend die Kritik – eine unglückliche Konstellation mit einem lang brennenden Stützfeuer und einem leichten Baumangel hinsichtlich der Verarbeitung oder eine Beschädigung des Putzes – schon ist das Inferno da. Alarmierend die extrem schnelle Brandausbreitung.

Brand einer Hochhausfassade in Frankreich nachdem es ein Feuer auf einem Balkon gegeben hat,.

45 Min: Wärmedämmung-Der Wahnsinn geht weiter (NDR v 26.11.12)

Fragwürdige Polystyrol-Fassaden – Sonntag, 04.12.2011 Das Erste

Aktueller Bericht in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zum Thema Dämmstoffe und PES-Dämmung

Bei einer anderen Dämmplatte schmolz der Kunststoff bei Beflammung ab, wir haben allerdings nicht gesehen, dass der Kunststoff selbst brannte. Dem Anschein nach gibt es hier zum Teil erhebliche Unterschiede, die so dem Material nicht anzusehen sind.

Das nächste Probestück war eine „zementgebundene Holzfaserplatte“, wie sie zum Brandschutz in Tiefgaraden u.ä. eingebaut wird. Wie zu erwarten war, brannte diese Platte nicht und es tropfte auch nichts ab. Wo diese Platten lückenlos z.B. Stahlkonstruktionen oder brennbare Materialien schützen, wird die Konstruktion sicher gut gegen die Einwirkungen der Flammen geschützt.

beflammen3Etwas überrascht hat uns eine Holzweichfaserplatte die längerer Beflammung problemlos stand gehalten hat. Die Platte verkohlte, einzelne Fasern brannten ab aber im großen und ganzen gab es keine Beeinträchtigung. Auch diese Platten sind normalerweise verputzt, so dass das Brandrisiko noch weiter herabgesetzt wird.

 

 

Wir weisen darauf hin, dass diese Versuche keine belastbare Aussage zum Brandverhalten eines bestimmten Baustoffs darstellen. Sie dienten und dienen lediglich der Ausbildung unserer Einsatzkräfte, die verschiedene Brandverläufe kennenlernen sollen, um lagegerecht zu handeln.

Hier noch die Links zu den Vorjahresbeiträgen:
Ausbildungs/Übungsdienst Baukunde
Feuer mal Mutwillig

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