Wenn es darum geht Menschen oder Lasten aus Schächten, Kanälen oder Gräben zu retten, beziehungsweise zu bergen oder uns beim Arbeiten dort zu sichern, dann griffen wir bis vor kurzem noch auf einen improvisierten Leiterbock zurück. Wohl jeder Feuerwehrangehörige hat diesen Leiterbock in seiner Ausbildung kennengelernt: jeweils zwei Steckleiterteile zusammengestellt und oben mit Hilfe eines Standrohrs und der Feuerwehrleine als Bockleiter eingebunden. Eine – in zahlreichen Ausbildungen bestätigte – taugliche aber auch sehr beschränkte Möglichkeit. Zum einen ist die Seilreibung um das Standrohr recht hoch, zum anderen ist der Aufbau – besonders das Einbinden des Standrohrs -zeitaufwändig.
Seit einiger Zeit haben wir ein Steckleiterverbindungsteil und damit eine schnell zu bauende und überaus taugliche Lösung zum Aufbau einer Bockleiter aus den Steckleiterteilen. Das Steckleiterverbindungsteil wird in die Verbindungskästen an den Leiterteilen eingesteckt und mit Hilfe der Federsperrbolzen gesichert. Wichtig ist es, dass die Federsperrbolzen sicher einrasten, da es in der Vergangenheit zu einen Unfall gekommen ist ( siehe auch das Rundschreiben auf den Webseiten der div Unfallkassen).
Am Steckleiterverbindungteil befindet sich eine Öse zum einhängen von Lasten. Die höchstzulässige Last am Aufhängepunkt des Steckleiterverbindungsteiles beträgt 300 kg. Die weitere Verwendung des Steckleiterverbindungteils ist nicht in den Feuerwehrdienstvorschriften geregelt und deshalb ist nach entsprechenden Vorschriften u.a. nach DIN EN 1147 Beiblatt 1:2012-08 vorzugehen:
“ … zur sicheren Verwendung
Das Steckleiterverbindungsteil darf ohne weitere Sicherungsmaßnahmen nicht genutzt werden. Es sind Maßnahmen zu treffen, die ein seitliches Umfallen und ab Nutzung von zwei Teilen je Seite ein Auseinanderrutschen der Leiter verhindern. …“
Im Rahmen der Ausbildung haben wir auch geübt, den Leiterkopf mit Hilfe von Feuerwehrleinen zu sichern. Hierbei reicht idR eine Leine je Seite aus, die mittig genommen und dann mit jeweils einem gelegten Mastwurf an jedem Holm befestigt wird. An den nun entstandenen vier ablaufenden Enden kann die Leiter durch FwA gesichert oder angeschlagen werden.
Ebenfalls neu bei der Ausrüstung unserer Wehr ist der das Flaschenzugsystem – es dient zum Bewegen von Lasten (Auf- und Abseilen). Mit Hilfe des im so gennannten „Gerätesatz Flaschenzug“ (GS FZ) enthaltenen Auf-und Abseilgerätes können Retter darüber hinaus am Seil ein-und aussteigen bzw. beim Arbeiten mit der Leiter entsprechend gesichert werden (Unterstützt durch das ebenfalls enthaltene Gurtsystem).
Aus oberen Stockwerken ader schächten und Gruben kann der Gerätesatz genutzt werden, um Personen mit einem Rettungsdreieck (Rettungswindel) sicher abzulassen oder aufzuziehen. Das ebenfalls im Gerätesatz enthaltene Statikseil ersetzt beim Arbeiten mit den Flaschenzug/Auf-und Abseilgerät die dafür ungeeignete Feuerwehrleine. Der Gerätesatz kann auch zum Halten in absturzgefährdeten Bereichen genutzt werden (in Verbindung mit einem geeigneten Fixpunkt und ggF Umlenkung dorthin). Der Gerätesatz ist kein Klettergerät, kein Gerätesatz Absturzsicherung (Statikseil ! – Absturzsicherung nur mit Dynamikseil, um den Fallstoß abzufangen).
GS FZ mit Basis-Flaschenzug Untersetzung 3:1
Nutzlänge: 30,0 m (Seillänge: 120,0 m, damit auch von unten bedienbar)
Höchstzulässige Belastung de Flaschenzugsystems: 30 kN das entsprechen einer Last mit einer Gewichtskraft von 3 Tonnen – am Leiterbock 300 kg höchstzulässige Belastung (s.o.).
Ausstattung
-1- Flaschenzug, DIN 14800-16 mit Drehwirbelkarabinern oben und unten
-1- Abseilgerät, EN 341 LORY 01
Sicheres sanftes Ablassen, Hintersichern des Zugseils beim Flaschenzug mit Panikfunktionen
-1- Auffanggurt, EN 361, EN 12277, EN 358 ATTACK WORKER, Brust-Sitzgurt-Kombination
-1- Rettungsdreieck, EN1498-B FS DELTA RESCUE
-1- Standardsteigklemme, EN 567 RESQ STANDARD-1- Stahlkarabiner 50kN, EN 362 RESQ D SUPERSTRONG SV
Zum Aufziehen des Zugseiles beim Flaschenzug
-2- Bandschlingen, EN 354, EN 566, EN 795-B PROTEC, 120,0 cm und PROTEC, 60,0 cm
-1- Transportsack DRY PACK mit Schultergurten, 40 l 1 Stk.
Im Verlauf der Ausbildung lernten die Mitglieder unserer Einsatzabteilung das Arbeiten mit dem Gerätesatz kennen und hatten jeder die Gelegenheit unsere Übungspuppe anzuheben und abzulassen.
20092014